Grundsätze
Wie können Sie die Reinheit von Sorten wie Lavendel- oder Rosmarinhonig garantieren? Man kann Bienen ja nicht befehlen, wo sie sammeln sollen.
Die Auswahl des Standplatzes ist entscheidend für die Reinheit und den individuellen Charakter der Sorte.
Zum Beispiel: Bringen wir die Völker im Juli/August auf die Lavendelfelder, gibt es dort keine anderen Blüten. Deshalb können wir einige Wochen später reinen Lavendelhonig ernten. Diese Technik, die Bienen im richtigen Moment auf den richtigen Standort zu bringen, heisst Transhumance.
Erklären Sie Transhumance!
Unsere Völker sind einzeln in Kästen untergebracht. So können sie transportiert werden, um das vielfältige Pflanzenangebot der Hochplateaus, Flusstäler und trockenen Buschwälder im richtigen Moment zu nutzen. Diese Methode, berücksichtigt Jahreszeit, Wetter und Entwicklung der Vegetation.
Sie gehört zu den schwersten und gefährlichsten Arbeiten des Imkers: Aufladen am Abend (alle Bienen sollten zu Hause sein) - reisen in der Nacht (2,5 Millionen Bienen auf Auto und Anhänger) - abladen im Morgengrauen. Schon nach wenigen Stunden haben sich die Flugbienen am neuen Standort orientiert.
Bild: Abladen der Bienen im Morgengrauen
Man liest heute viel über das sog. Bienensterben. Wie stehen Sie dazu?
Mit der strikten Einhaltung unserer Methoden halten wir den Schlüssel zur Gesundheit unserer Bienen in der Hand. Sorgfältige und passionierte Arbeit führt zum Ziel:
Bild: Beobachtung und Kenntnisse der Bienenkrankheiten sind zentral.
Warum schmecken Lavendelhonig nicht stärker nach den betreffenden Pflanzen?
Jede Honigsorte hat ihren eigenen unverwechselbaren Geschmack. Wir spüren die ganz besondere Frische des Lavendels oder die Bitterkeit des Kastanienhonigs. Sie werden geprägt vom Nektar, mit dem diese Pflanzen Insekten anlocken. Das ist ein süsser Sirup, bestehend aus Zuckerarten, Aromastoffen und viel Wasser, aber ohne ätherische Öle. Diese Öle bilden einen andern Kreislauf innerhalb der Pflanze.
Bild: Honig aus dem Nektar von Kirschenblüten schmeckt nicht nach Kirschen.
Warum ist Honig manchmal flüssig, manchmal fest? Mal hell, mal dunkel?
Heller Honig ist mild im Geschmack. Er entsteht aus Blütennektar.
Dunkler Honig ist eher stark. Er entsteht aus sogenanntem Honigtau, dem zuckrigen Sekret von Nadeln oder Blättern, die von Zikaden, Blattläusen usw. angebohrt worden sind. Dieser Saft von Nadeln und Blättern, sog. Miellât, ist flüssig und dunkel.
Honig kristallisiert von selbst aus. Während dieses Prozesses rühren wir mehrmals, damit das Korn fein und weich bleibt. So schmilzt es auf der Zunge und kann auch mehr Geschmack abgeben.
Reiner Akazienhonig bleibt immer flüssig, Waldhonig ebenfalls während langer Zeit.
Achtung: Bleibt Honig aus Blütennektar immer flüssig, ist er stark erhitzt worden; denn ab 40 Grad ist Honig tot. Billiger Honig ist meist eine Mischung aus verschiedenster geografischer Herkunft; er ist häufig pasteurisiert, homogenisiert oder gar mikrofiltriert. Dabei wird die Kristallstruktur grundlegend zerstört, der Geschmack ist leicht mehlig und vage.
Bild oben: Akazienhonig (hell)
Bild unten: Kastanienhonig (dunkel)
Warum sollen wir Honig essen?
Honig essen ist ein Genuss! Honig enthält über 200 Enzyme und andere Stoffe, die durch die Pflanzen und durch die Bienen selbst dazukommen. Honig hat nur halb so viele Kalorien wie Schokolade und besteht hauptsächlich aus Kohlehydraten, d.h. Glucose und Fructose. Honig enthält kein Fett, nur wenig Mineralstoffe und Vitamine. Honig gibt rasch Energie. Seine Süsse stammt einzig vom Nektar oder Pflanzensaft, den die Bienen eindicken und dadurch die Zuckerkonzentration erhöhen. Seine Verdauung entzieht dem Körper keine Vitamine wie weisser Zucker.
Bild: Im Anflug auf Rosmarinblüten
Wird der Honig von Miel de Provence kalt geschleudert?
Ja, wir schleudern unsern Honig "kalt", d.h. bei Zimmertemperatur. Ganz allgemein darf Honig nicht über 40 Grad erwärmt werden. Erhitzen beim Schleudern ist auch wegen des tiefen Schmelzpunkts des Wachses nicht sinnvoll.
Bild: Frischer Wachs ist zart und von niedrigem Schmelzpunkt.
Verwenden Sie Antibiotika?
Nein. Es gibt viele Möglichkeiten, sich anders gegen Bienenkrankheiten zu wehren. Z.B. Entfernung von kranker Brut, Umzug in einen desinfizierten Bienenkasten, fasten zur Darmentleerung, ätherische Öle u.a. Diese Methoden verlangen Sorgfalt und bringen Mehrarbeit, die wir gerne auf uns nehmen. Unsere praktischen Bienenkästen kann man im Krankheitsfall einzeln aus dem Standplatz entfernen.
Bild: Ein einzelnes Bienenvolk lässt sich leicht aus dem Standplatz entfernen und steckt so die andern nicht an.
Honig und Insektizide/Pestizide?
Da alle unsere Standplätze - mit Ausnahme des Lavendels - Wildpflanzen sind, spielt dieses Thema für uns keine Rolle. Kommt die Biene selbst in Kontakt mit solchen Stoffen, stirbt sie, bevor sie heimkehren kann.
Bild: Unberührte Standplätze sind wichtig.
Gibt es betreffend Honig Vorschriften?
Das Verfalldatum ist eine Vorschrift des neuesten Lebensmittelgesetzes in der Schweiz, aber überflüssig.
Wird Honig trocken und eher kühl aufbewahrt, ist er sozusagen unbegrenzt haltbar, was archäologische Ausgrabungen bewiesen haben.
Keine Angaben sind dagegen verlangt, wenn ein Honig pasteurisiert, homogenisiert oder gar mikrofiltriert ist.
Dagegen ist es uns ausdrücklich verboten, auf unserer Etikette darauf hinzuweisen, dass solche Manipulationen der Honigschädigung für uns nicht in Frage kommen!
Je weniger mit dem Honig gemacht wird, desto unversehrter bleibt seine Qualität.
Verändert die moderne Technik die Imkerei?
Der BONAPI transportiert Bienenkästen, Honigfässer und andere Gewichte auf engstem Raum und wird auf dem Transporter mitgenommen. Der BONAPI wurde von Sebastien selbst entwickelt.
Auch bei einem so traditionellen Beruf wie der Imkerei lassen sich moderne Technologien sinnvoll einsetzen.
Aktuelles Beispiel: durch elektronische Waage, platziert unter 1 bis 3 Völkern auf einem Standplatz (50 bis 65 Völker) kann der Imker über Computermeldungen z.B. der Gewichtsentwicklung entscheiden, ob und welche Massnahmen nötig sind: Wetter? Mehr Honigräume bringen? Zu wenig Nektarangebot?
Eine elektronische Waage auf jedem Standplatz, platziert unter einer Palette mit 4 Bienenvölkern, liefert heute die Entscheidungsgrundlagen. Täglich, oder so oft man will, liefert sie Angaben über Gewichtszu- oder Abnahmen, über Temperatur, Feuchtigkeit, Niederschläge etc. per SMS an den heimischen Laptop.
Mit all diesen Daten kann der Imker sicher entscheiden, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um zu ernten, die Völker umzuplatzieren usw.
Auf diese Weise werden pro Saison Tausende Autokilometer und Hunderte Arbeitsstunden eingespart. Alle Arbeiten erfolgen zum bienenoptimalen Zeitpunkt.
Nach fast 30 Jahren als Berufsimker hat Jean Pierre Berger die Verantwortung für seine Völker in die Hände von Sebastien Bonjour übergeben können.
Sebastien hat sich das Bio-Label erarbeitet und experimentiert momentan mit Demeter-Methoden. Seine Frau ist Insekten-Virologin, also viel interessante Synergie.
Bild: Gut geschützt beobachten, diskutieren, Erfahrungen austauschen; links JP Berger.